Donnerstag, 18. Februar 2016

Astrologie, Gott und die Welt


Wie es halt so ist auf einem Abend der Wirtschaftskammer für Kleinunternehmer: Du kommst bei Würsteln mit Kren und Weißwein mit den Tischnachbarn ins Gespräch, und es wird Dir die Frage gestellt, welchem Gewerbe Du denn so nachgehst

Da musst Du dann blitzschnell reagieren und entweder sagst du "Immobilienmaklerin", was keineswegs gelogen ist, oder Du sagst "Astrologin", was auch wahr ist und sogar wahrer. Und tatsächlich, diesmal kam "Astrologin" aus mir heraus und die prompte Reaktion meiner Umwelt war "Oh je". 

Eine der Damen, eben die "Oh je"-Sagerin fragte mich dann auch mit einem provokativen Unterton, ob ich denn an Gott glaube. - Nun fragst Du Dich innerlich, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat, und überhaupt geht es wildfremde Kleinunternehmer gar nix an, ob ich an Gott glaube oder nicht. 

Aber weil ich nicht unhöflich sein wollte und schon ein Glas Sekt getrunken hatte, sagte ich: Ja - ich glaube an Gott! (Ein Bild von Galileo Galilei vor der Heiligen Inquisition blitzte in mir auf!, aber zum Glück fiel mir gleich wieder ein, dass wir schon ein paar Jahrhunderte weiter waren.) 

Dann erklärte mir diese Dame, dass sie einen ganz direkten Draht zu Gott habe und dass dieser ihr immer unmittelbar mitteile, was sie tun solle. - Ich sagte, ja schön, das ist prima. Aber nicht jeder Mensch hat den direkten Draht zu Gott, und da sind wir Astrologen ganz nützlich. Weil Gott hat ja auch die Gestirne geschaffen und eine Planetensprache, die wir Astrologen zu übersetzen gelernt haben, halt so wie Dolmetscher Arabisch oder Spanisch übersetzen. Die Dame war sichtlich nicht überzeugt - denn um sie zu überzeugen, hätte ich lang und breit erklären müssen, dass Astrologie (jedenfalls die, die ich betreibe), nichts mir Wahrsagerei zu tun hat; im Gegenteil, sie will ja dem ratsuchenden Menschen die Bandbreite seines freien Willens aufzeigen, den Gott ihm geschenkt hat.

Aber nun hatte ich schon 2 Gläser Wein getrunken (Neptun hilft manchmal über schwierige Situationen), und darum wollte ich gar niemanden überzeugen und auch meine Tätigkeit nicht weiter rechtfertigen. Das tun wir Astrologen sowieso schon viel zu oft in den Medien. Daher steckte ich das Visitkärtchen einer Christlichen Gemeinde ein, das mir die einen Kopf größere Dame mit den etwas mitleidigen Worten überreichte "Kommen Sie doch mal vorbei!", und verabschiedete mich freundlich. 

Nicht ohne vorher noch von dem älteren Herrn, der ebenfalls am Tisch stand zu vernehmen: "Da bin ich jetzt aber schon froh, dass Sie an Gott glauben, weil wenn Sie nein gesagt hätten, dann ..." Ja, was dann eigentlich?

Ich frage mich, ob vielleicht eine ganze Menge Übel auf der Welt daher rührt, dass zu viele Menschen zu viel über Gott reden, als wüssten sie genau, wer oder was Gott ist? Aber Gott ist ein Wort, und dahinter versammeln sich 7 Milliarden Vorstellungen. Und täglich werden es mehr...

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